Am vergangenen Wochenende war die Welt zu Gast in Wiehl – zumindest die deutsche CVJM Handballwelt. Dort fand die Deutsche Meisterschaft statt, zu der sich unsere Erste mit dem zweiten Platz in der Liga qualifiziert hatte.

Im ersten Match wartete mit dem EK Köngen ein brisanter Kontrahent. Gegen die Liga-Kollegen hatte das Team von Coach Drechsel-Grau im Meisterschaftsrennen das Nachsehen. Revanche stand daher auf der Tagesordnung.

„Für den Gegner hätte ich meinen AMG nicht bis nach Wiehl prügeln müssen“ grummelte Altstar Jakob Dienes vor dem Anpfiff. Die weite Reise zeigte beim flotten Flügelspieler aber keine negativen Begleiterscheinungen – seine berüchtigten Gegenstöße verwandelte er gewohnt treffsicher. Auch der Rest seines Teams fand das Gaspedal schnell und versetzte die mitgereisten Fans früh in Feierlaune. Zu früh? In den letzten Minuten gelang Köngen nach einigen Fahrlässigkeit unserer Männer plötzlich der Ausgleich. Zum Glück aller gelang WaHä ein weiterer Treffer, der mit 16:17 auf der Anzeigetafel notiert wurde. Schlusssirene – Sieg – Sektdusche. Letzteres musste aufgrund der noch anstehenden beiden Spiele erstmal entfallen.

Im Freudentaumel blieb unserem Reporter leider verborgen, wem die Credits für den Siegtreffer angerechnet werden dürfen. Am Ende war es aber ohnehin ein Teamerfolg.

Aus Platzgründen kürzen wir den Bericht vom zweiten Spiel gegen den CVJM Rödinghausen etwas ab. Endstand: WaHä 11 – Rödinghausen 20.

Im dritten und letzten Spiel lies sich Waldbröl zum Tanz bitten. Obschon WaHä die deutlich längere Anreise und zwei Spiele in den Knochen hatte, dominierte unser Team das Spielgeschehen deutlich. Beim Spielstand von 18:8 läutete die Schlusssirene den Feierabend ein. Für Bestürzung bei den Fans sorgte jedoch Aaron Neuscheler, der plötzlich mit Schmerzen zu Boden ging und sich an den Oberarm griff. Die Tribüne war sich einig: die Schulter ist raus! Lediglich der mitgereiste Medizinexperte P. Geigle mahnte zur Zurückhaltung: „Ganz ruhig Freunde, vielleicht haben wir es hier nur mit einer Schultersubluxation zu tun.“

Er sollte Recht behalten, als Drechsel-Grau auf der anschließenden Pressekonferenz bestätigte, dass die Schulter nur für Sekunden die Gelenkpfanne verlassen hatte und von selbst zurückkehrte (#heimweh). Um die Gesundheit seines Rückraumtalents nicht zu gefährden, versetzte Drechsel Grau diesen dennoch ins Lazarett.

Beinahe ging in diesem Drama die Tatsache unter, dass sich WaHä mit dem Sieg gegen Waldbröl als einziges Eichenkreuz-Team fürs Halbfinale qualifiziert hatte.

Im Morgengrauen des Folgetags dämmerte es der Mannschaft, dass heute nicht weniger als das Wunder von Wiehl möglich sein könnte. Dem im Wege standen die Hausherren aus Oberwiehl, die sich ihrerseits den Finaleinzug sichern wollten.

Nach einem schnellen 3:0 Rückstand kämpfte sich WaHä mutig zurück ins Spiel und zeigte sich wenig eingeschüchtert vom vermeintlich übermächtigen Gegner. Obwohl Geburtstagskind M. Alter am zweiten Turniertag ein ganzes Jahr älter wurde, spielte er gewohnt jugendlich auf und tankte sich mehrfach schön durch die gegnerischen Abwehrreihen. Zwar blieb WaHä über weite Strecken auf Schlagdistanz zu den Hausherren, konnte sich am Ende aber leider nicht gegen Verbandsligisten durchsetzen. Am Ende notierte der Zeitnehmer eine 16:11 Niederlage.

Wer an dieser Stelle einen knurrigen Drechsel-Grau auf der Trainerbank erwartete, wurde enttäuscht. Stattdessen blickte dieser zufrieden auf den engagierten Kampf seiner Truppe zurück und sah im Spiel um den dritten Platz die Chance auf Edelmetall.

Prompt lies er ein Raunen durch die Arena gehen, als er Nachwuchshoffnung Noah Neuscheler zum Aufwärmen schickte. Würden die Geschichtsschreiber künftig nach Oberwiehl zurückblicken, wenn sie vom Erste-Debüt des potenziellen WaHäer GOATs (Greatest of all times Anm. d. Red) berichteten? Spoiler: Erstmal noch nicht.

Das Spiel gegen den CVJM Möglingen sorgte auch ohne die Sensationseinwechslung für ausreichend Highlights. Die beiden Teams lieferten sich einen knappen Schlagabtausch, der zweier Preisboxer würdig war. Torhüter Simeon Weyl schien sich im Laufe der Partie ein zweites Paar Arme besorgt zu haben. So schien es zumindest, als die Möglinger Angreifer an seinen Paraden verzweifelten. Unglücklicherweise stand ihm der gegnerische Keeper in nichts nach, weshalb WaHä mehrfach die Chance zur Führung verpasste. Beim Stand von 15:15 und nur zehn verbleibenden Spielsekunden ertönte ein schicksalhafter Pfiff: Siebenmeter – für Möglingen. Gegen den abgebrühten Abschluss hatte selbst „the Kraken“ Weyl nichts entgegenzusetzen. Endstand: 16:15. Uff.

„Es war wild“ fasste Kreisläufer Lukas Lachenmann diesen Moment anschließend treffend zusammen. „Ich war mir nicht sicher, ob das Trommeln in meinen Ohren die Fans oder mein Puls war.“

Somit verabschiedete sich WaHä mit einem starken vierten Platz vom Gipfeltreffen der deutschen CVJM Handballmannschaften. Herzlichen Glückwunsch an den CVJM Rödinghausen, der sich verdient den Titel sicherte.