CVJM Walddorfhäslach – CVJM Hagelloch 36:29 (17:10)
CVJM Walddorfhäslach – CVJM Flacht 46:25 (22:10)
Walddorf holt am Wochenende soviel Punkte wie noch nie innerhalb von 24 Stunden und entzückt die Fans mit zwei Heimsiegen.
Dear friends (liebe Freunde),
diese Saison erzählt mal wieder allerlei Geschichten. Immer wieder passieren unvorhersehbare Dinge, die so manchen alteingesessenen Walddorfer Haudegen verblüffen. Dazu zählt auch dieser Spezialbericht, der erstmalig seit der A-Jugend DM 2012 mehrere Spiele in einem Schriftstück abhandelt. Selbst mit der Suchfunktion wird es übrigens schwierig, ihn noch auf der CVJM Homepage zu finden. Damals waren noch Ausnahmeathleten wie Sebastian „Blendamed“ Zimmermann und Marvin „Hufschmied“ Müller für den Walddorfer Handball aktiv. Lange ist’s her und so mancher Spieler, der damals schon dabei war, gehört inzwischen nun auch schon zum alten Eisen. So auch Torwart Clemens Kern, der den engen Rhythmus dieser Saison in sämtlichen Körperteilen spürt: „Früher waren wir noch unterwegs bis zum Morgengrauen und sind am nächsten Tag anstandslos mit 4 Stunden Schlaf zum Auswärtsspiel nach Dußlingen. Heute ist um 22:35 Uhr Zapfenstreich und man merkt jede Minute, die es zu spät ins Bett geht.“ Er setzte deswegen in Absprache mit dem Physio dieses Wochenende aus, damit die Belastung nicht zu hoch wird. Wer übernimmt also seine Position?
Zur Beantwortung dieser Frage holen wir aus. Jahrelang war der Nachschub für die Torwartposition doch eher gering. Die Mädels haben eben doch eher Augen für die schnellen Angriffe und spektakulären Sprungwürfe aus der zweiten Reihe. Deswegen gingen immer nur sporadisch und vereinzelt Spieler während ihrer Jugendzeit ins Tor. Selten manifestierte sich ein Torwart über mehrere Saisons. Als dann doch wieder etwas Hoffnung aufkeimte mit Torwarttalent Nathan Neuscheler, wurde diese direkt wieder erstickt, als er vor 2 Jahren jäh sein Karriereende verkündigte. Der Golfsport mit Mitgliedschaft in Hammetweil war dann doch zu zeitintensiv und forderte seinen Tribut. So war Clemens Kern doch wieder auf sich alleine gestellt. Bis zu dieser Saison.
Auferstanden aus Ruinen wagten sich zwei tapfere Jungtorwarte ins Rampenlicht. Ohne Schonfrist ging es für beide entweder direkt in den EK Landesligabetrieb oder in die bockelharte LK2. Zum einen der mehrdimensionale Markus Maser, der passend zur Spielsituation allerlei unterschiedliche Paraden auspackt. Manchmal bleibt er eiskalt stehen, manchmal schmeißt er das Bein gen Himmel und manchmal guckt er den Ball einfach raus. Zum andern wäre da noch der schmiedbare Simeon Weyl, der als Rohdiamant bereits viel mitbringt, aber eben noch nicht die Erfahrung aus dem Jugendbereich mitnehmen konnte. Durch seine Ruhe und Ausstrahlung hält er bereits 30% aller Bälle, die er hält.
Gegen Mössingen am Freitagabend ließ Coach Edgar Drechsel-Grau Markus Maser starten und gab ihm noch wertvolle Tipps mit auf den Weg: „Laut unserer Analystenabteilung schießt Mössingen oben vor allem lang und unten vor allem kurz. Halb hoch solltest du beide Ecken im Auge haben. Rock it Amadeus!“ Diese Tipps nahm sich der Youngster zu Herzen und zauberte einige sehenswerte Paraden aufs Parkett. In der ersten Halbzeit stand eine Quote von jenseits der 40% zu Buche. Da kann selbst Th. Gottschalk einpacken. Mit einer 17:10-Führung ging es deswegen in die Pause, die sich Walddorf nicht mehr nehmen ließ. Sogar dann, als Coach Edgar Drechsel-Grau in der zweiten Halbzeit auf spontan 2 Auswechselspieler auf einmal aufs Feld schickte und einen Wechselfehler produzierte. Gelächter beim sonstigen Coaching-Staff (Trainerteam). Zum Glück änderte es nichts mehr am Heimsieg.
Am Samstag schließlich durfte Simeon Weyl starten. Markus Maser musste sich kurzerhand um seine Auberginenfarm in Großbottwar (Kreis Ludwigsburg) kümmern und war daher verhindert. Simeon Weyl war also auf sich allein gestellt (Respekt!). Kein Problem aber für den Nachwuchstorwart, der dem Hobbyzüchter MM in nichts nach stand und in Halbzeit 1 ebenfalls nur 10 Gegentore gegen Flacht zuließ. „Die Breite, die wir inzwischen auf dieser Position haben, beeindruckt mich inzwischen wirklich“, gab Außenspieler Jakob Dienes zu Protokoll, der selbst nicht gerade ein Hänfling ist. Dann ergab sich aber zu Beginn der zweiten Halbzeit eine knifflige Situation. Simeon Weyl bekam einen Ball ins Gesicht und musste kurz raus und behandelt werden. Aber kein Torwart mehr da, Hilfe. Wirklich kein Torwart? Nein ein Spieler witterte seine Chance. Das Licht in der Ballspielhalle fiel an diesem Samstagabend auf jenen Mann, der die letzte Hoffnung für das Walddorfer Team darstellte. Jahrelang war er fälschlicherweise als Rückraumspieler eingesetzt worden. Dabei liegt seine Stärke eigentlich jeher auf der Torwartposition, die er letztmalig in der C-Jugend innehatte. Richtig. Die Rede ist von Benjamin Vetter. „Ich kann alles… außer Kurzhaarfrisuren“ kommentierte er selbstbewusst seinen plötzlichen Positionswechsel. Und tatsächlich. Obwohl er seit Jahren nicht mehr als Torwart aktiv war, zeigte er eine Parade nach der nächsten. Die Zuschauer auf der Tribüne rieben sich verwundert die Augen und fragten sich ob das gerade Silvio Heinevetter oder Benjamin Vetter ist, der da einen 7-Meter aus dem Tor kratzte. Laola im Stadion. Durch diese historische Leistung und diverse andere gute Spieler gelang somit auch der zweite Heimsieg gegen Flacht. Szenenapplaus von und unter der Tribüne für diese Leistung.
Somit können wir 4 Punkte mitnehmen und bedanken uns wieder mal für die Unterstützung an diesem tollen Handballwochenende. Prima.
Weiter geht’s nächste Woche beim Auswärtsspiel gegen Mössingen. Wir sind gespannt wer im Tor steht. Bis dahin.
Es spielten mit: Simeon Weyl, Markus Maser (Tor), Philipp Komenda*, Nils Wiedemann*, Aaron Neuscheler*, Silas Neuscheler*, Jan Lerner*, Benjamin Vetter**, Jakob Dienes*, Lukas Lachenmann*, Tom Gaiser*, Manuel Schaal*, Michael Rösch*, Chrisi Griesinger*, Manuel Höllwarth***
*zwischen 0 und 10 Toren in einem oder beiden Spielen
**variabel eingesetzt als Feld und Torspieler
***variabel eingesetzt als Datenanalyst und Außenspieler