Sonntag ohne Gottesdienst und Kirche? Ja wir haben uns schon fast dran gewöhnt. Doch bei mir und vielen nehme ich die Sehnsucht wahr, nach Gemeinschaft, mit Gott und besonders mit andern, die sich zu Gott halten. Wir wissen zwar, dass wir Gott nicht nur in der Kirche begegnen können und doch sind uns unsere Kirchen zur Heimat, zum Ort der Gemeinschaft geworden. Von diesem Ort redet die fortlaufende Bibellese am Montag.

Mit der nachfolgenden Andacht wollen wir Euch wieder ganz herzlich grüßen!

In unserem Herrn verbunden, Euer Bibelstundenteam

Andacht zu 1. Könige 8,22-40
»Und Salomo trat vor den Altar des HERRN angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel und sprach: HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen;«

Einen Ort zu haben, an den ich mit meinen Sorgen, Nöten, aber auch mit meiner Freude und Dankbarkeit kommen kann, das braucht jeder Mensch. Diese Sehnsucht nach einem Gegenüber mit dem wir alles teilen können hat Gott in uns hineingelegt! Er selbst wollte und will uns dieses Gegenüber sein. Bei Adam und Eva war die Begegnung noch direkt und persönlich bei einem Spaziergang. Nach dem Sündenfall allerdings änderte sich alles. Aber auch dann gewährte Gott den Zutritt in seine Gegenwart. Gottesdienst und Opfer, Stiftshütte und seit Salomo der Tempel, sind das Angebot Gottes bei ihm zu sein. Dieses Angebot nimmt Salomo in unserm Textabschnitt an. Er baute den Tempel, den sein Vater David nicht bauen durfte. Er lässt es sich einiges kosten. Alles Material, nur vom feinsten, viele Bauleute, unter ihnen nur die qualifiziertesten Handwerker ihres Faches. Und dann ist es geschafft, Einweihung wird gefeiert. Es fällt auf, dass hier der König, Salomo, zwischen den Altar, das Heilige und das Volk tritt. So wird aus dem König Salomo nichts anderes als ein Priester, der neu den Zugang zu Gott vermittelt. Das Alte Testament macht ihn so zum Bild, das sich in Jesus Christus verwirklicht. In Hebr. 4,14ff heißt es: „Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.

Beide Texte beginnen mit einem Bekenntnis, einem Bekenntnis zum Schöpfer der Welt und dem Heiligen Israels. In Jesus, dem Christus, ist dieser Gott gegenwärtig geworden. Ja noch mehr, in seiner Gegenwart ist Gott uns nahegekommen. An Pfingsten wird das sichtbar, Gott kommt und nimmt Wohnung bei denen, die sich zu ihm halten. Sie selber werden zum Ort der Gegenwart Gottes, sie selber werden der Tempel Gottes, seine Wohnung hier und jetzt. Beide Texte reden dann davon was das für uns bedeutet. Gottes Barmherzigkeit ermöglicht neue Gemeinschaft, Gemeinschaft die die Sünde überwindet, die Trennung von Gott. Im Leiden und Sterben Jesu am Kreuz geschieht das endgültige Opfer, das alle Opfer im Tempel ablöst. Ein neuer Bund wird geschlossen, ein Bund durch das Blut Jesu, der auf die Ewigkeit zielt. Wie Salomo dürfen und sollen wir über Gottes unvergleichliche Größe und Güte staunen, sollen ihm allein alle Ehre geben. Das geschieht zuerst dadurch, dass wir ihn die Nr. 1 in unserem Leben sein lassen. Er darf unser Leben bestimmen, damit es zu seinem Ziel kommt. Das meint Salomo mit dem „vor dir wandeln von ganzem Herzen“! Das Herz steht hier nicht für eine emotionale Erfahrung, das Herz meint im biblischen Kontext, der Ort wo die letzten Lebensentscheidungen fallen. Es ist anders als bei uns, der Sitz des Willens und des Wollens, hier werden die Entscheidungen getroffen und auch umgesetzt. Deshalb meint Martin Luther, dass wir dieses zu Gott kommen, uns für ihn entscheiden jeden Tag neu brauchen! Das Umkehren in die offene Arme Gottes brauchen wir jeden Morgen, jeden Tag. Das können und dürfen wir, weil Gott da ist, bei uns ist!
„Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.“

Diese Erfahrung der Gegenwart Gottes wünschen wir euch für die
vor uns liegende Woche,

euer Heinz-Michael

Gott ist gegenwärtig

1) Gott ist gegenwärtig.
Lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte.
Alles in uns schweige
und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt, wer ihn nennt,
schlag die Augen nieder;
kommt, ergebt euch wieder.

4) Majestätisch Wesen,
möcht ich recht dich preisen
und im Geist dir Dienst erweisen.
Möcht ich wie die Engel
immer vor dir stehen
und dich gegenwärtig sehen.
Lass mich dir für und für
trachten zu gefallen,
liebster Gott, in allem.

6) Du durchdringest alles;
lass dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen
willig sich entfalten
und der Sonne stille halten,
lass mich so still und froh
deine Strahlen fassen
und dich wirken lassen.

7) Mache mich einfältig,
innig, abgeschieden,
sanft und still in deinem Frieden;
mach mich reines Herzens,
dass ich deine Klarheit
schauen mag in Geist und Wahrheit;
lass mein Herz überwärts
wie ein‘ Adler schweben
und in dir nur leben.

8) Herr, komm in mir wohnen,
lass mein‘ Geist auf Erden
dir ein Heiligtum noch werden;
komm, du nahes Wesen,
dich in mir verkläre,
dass ich dich stets lieb und ehre.
Wo ich geh, sitz und steh,
lass mich dich erblicken
und vor dir mich bücken.

Text: Gerhard Tersteegen 1729
Melodie: Joachim Neander 1680