Zum Glück ist es auch in diesen Zeiten Pfingsten geworden! Ein Fest, das oft nicht beachtet wird, weil es nicht verstanden wird. Es gehört aber zu den zentralen Festen der Gemeinde Jesu. Gott kommt uns nahe, er will bei uns sein. Diese Zusage brauchen wir im Moment ganz dringend!
Mit dieser Ermutigung wünschen wir euch eine gesegnete Woche!

In unserem Herrn verbunden, Euer Bibelstundenteam

Andacht zu Apostelgeschichte 2,1-4
»Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.«

Nach Himmelfahrt blieben die Jünger in Jerusalem, wie Jesus es ihnen gesagt hatte (Apg 1,4). Er hatte ihnen eine doppelte Verheißung gegeben, den Empfang des Heiligen Geistes und dass sie Zeugen des Evangeliums sein würden. Mit beidem wussten die Jünger damals eher nichts anzufangen – und da unterscheiden sie sich oft nicht von uns! Und dann kam das Wochenfest, Schawuot, das Erntedankfest zum Ende der mit dem Passafest beginnenden Weizenernte. Am 50. Tag nach der Auferstehung Jesu ist Dank angesagt und zugleich beginnt eine neue Zeit. Das Brausen und der Sturm zeigen es an, Gott kommt. Er kommt ganz neu und ganz anders als bisher. War er Einzelnen und seinem Volk Israel immer wieder auf ganz unterschiedliche Weise begegnet, persönlich wie bei Adam, Eva und Abraham, in Erscheinungen, wie im Dornbusch oder der Feuer- bzw. Wolkensäule, Mose und dem ganzen Volk und dann schließlich in seinem Sohn, sichtbar, greifbar, mitten unter ihnen, so kommt er jetzt nicht mehr zu einzelnen, sondern zu allen, die zu ihm gehören. Er setzt sich auf sie, das meint, er nimmt sie für sich in Anspruch, in Besitz. War Gottesbegegnung seither nur sehr äußerlich möglich, in der Stifthütte oder dem Tempel in Jerusalem und nur vermittelt durch die Priester, schenkt Gott sich an Pfingsten persönlich, wird gegenwärtig, nicht an einem bestimmten Ort, sondern in mir. Die Erfüllung der ersten Verheißung! Was für ein Geheimnis! Grund zum Danken und zum Gotteslob! Grund zu einem Fest und nicht nur für einen Tag, nein für zwei Tage, nein für ein ganzes Leben lang! Was das für uns als Nachfolger Jesu bedeutet, beschreibt Paulus in seinen Briefen an die Korinther (1. Kor 6,19). Er knüpft am vertrauten Bild des Tempels an, indem er schreibt: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?“ Gott hat euch zum Ort seiner Gegenwart in dieser Welt erwählt! Seid es auch! Seid wie die Stadt, die auf dem Berge liegt, seid wie das Ulmer Münster, seid ein Finger, der auf den gekommenen und gegenwärtigen Gott hinweist. Das geht nicht aus uns selber, deshalb schreibt Paulus an die Galater (2,20): „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.“ Pfingsten markiert die entscheidende Wende! Ich muss nicht mehr aus meinen Möglichkeiten leben. Für die Jünger bedeutetet das, alles Verstecken vor der Realität der Welt hat ein Ende. Die, die sich eben noch aus Angst eingeschlossen hatten, finden sich mitten unter den Feiernden am Tempel. Da waren die Frommen aus der ganzen jüdischen Welt zugegen! Doch Petrus „erhebt seine Stimme“, verschafft sich Gehör. Jesu Gegenwart in ihm macht ihn zum Zeugen des Evangeliums. Ihr habt es gemerkt, hier ist die Erfüllung der zweiten Verheißung! Was Petrus und die Jünger dann erleben ist das Geheimnis des Heiligen Geistes bis heute! Menschen verstehen den Dialekt der Fischer vom See Genezareth. Sie hören Gott, der sie in der Sprache ihres Herzes, ihres Lebens anspricht! Ja manche spotten, aber 3000 fragen, „ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ (Apg 2,37) Sie tun Buße und erfahren die Vergebung ihrer Sünde. Sie sind der Anfang der Jerusalemer Gemeinde. Nicht kluge Worte, nicht überzeugende Argumente und keine gekonnte Stimmungsmache haben ihre Herzen bewegt. Der Heilige Geist hat, bevor sie es begreifen konnten, sie angesprochen. Er hat das Wort des Petrus in die Sprache jedes einzelnen übersetzt. In die Sprache, in der Gott die Herzen erreicht! Es ist gut und notwendig, dass wir uns fragen, wie kann ich Gottes Wort so weitergeben, dass es andere hören und verstehen können. Deshalb gehört das Lernen der Sprache für Missionare, die wir senden, zu den wichtigsten Dingen für einen gesegneten Dienst! Aber selbst die perfekte Predigt bekehrt niemanden! Das tut alleine Gott persönlich. Sein Geist ist es, der unserem Geist Zeugnis gibt, dass wir seine Kinder sind. Der Heilige Geist in uns, Christus in uns, will uns gebrauchen als seine Zeugen. Pfingsten, der Geburtstag der Gemeinde Jesu, ist für uns Grund zu danken und gleichzeitig Sendung als Zeugen des Gegenwärtigen, der in uns lebt!

Ich wünsche euch ein gesegnetes Pfingstfest, als Trost und Ermutigung,
Euer Heinz-Michael

O komm, du Geist der Wahrheit

1. O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

2. O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.

3. Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.

4. Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.

5. In aller Heiden Lande erschallt dein kräftig Wort, sie werfen Satans Bande und ihre Götzen fort; von allen Seiten kommen sie in das Reich herein; ach soll es uns genommen, für uns verschlossen sein?

6. O wahrlich, wir verdienen solch strenges Strafgericht; uns ist das Licht erschienen, allein wir glauben nicht. Ach lasset uns gebeugter um Gottes Gnade flehn, dass er bei uns den Leuchter des Wortes lasse stehn.

7. Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn. O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Text: Karl Johann Philipp Spitta (1827) 1833
Melodie: Böhmische Brüder 1535/1544 / Johann Crüger 1662 / Berlin 1932