In einer Zeit, in der alles abgesagt ist, wollen wir Euch auch für die neue Woche wieder mit einer kurzen Andacht zum Weiterdenken und Beten anregen. Gerne darf diese Andacht auch geteilt werden. Oder wenn Euch jemand auf dem Herzen liegt, dann druckt ihm oder ihr doch diese Andacht aus und werft sie in den Briefkasten.
In unserem Herrn verbunden, Euer Bibelstundenteam
Andacht zu Titus 2,11-13
»Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands Jesus Christus.«
Abgesagt!
So prangt es derzeit deutlich sichtbar über unseren aktuellen Freizeitangeboten. Abgesagt! Dieses Wort hat das Zeug zum (Un-)Wort des Jahres zu werden. Konferenzen abgesagt! Fußballspiele abgesagt! Operationstermine abgesagt! Olympia verschoben (,verschoben‘ ist so etwas wie der kleine Bruder von ,abgesagt‘)! Und was uns richtig weh tut: Auch alle Gottesdienste und Versammlungen wurden abgesagt. Man sieht die Notwendigkeit zwar ein, um die Krise zu meistern, aber irgendwie beschleicht einen das ungute Gefühl, dass die eigentliche Krise erst noch bevorsteht.
Bei allen Absagen dieser Tage musste ich erstaunt feststellen, dass auch die Bibel vom ,Absagen‘ spricht. Aber nicht vom ,Absagen‘ irgendwelcher Veranstaltungen und Termine, sondern vom ,Absagen‘ des “ungöttlichen Wesens und der weltlichen Begierden„. Wie geht das denn?
Als mein Zahnarzt mir meinen Termin in dieser Woche absagte, da musste ich einfach den Eintrag in meinem Terminkalender löschen – und hoffen, dass der marode Zahn (bzw. meine Schmerztoleranz) noch ein paar Wochen durchhält. Mein ungöttliches Wesen aber ist nicht so einfach zu löschen. Das geht an die Substanz und tut richtig weh! Auch meine weltlichen Begierden lassen sich nicht einfach beiseite wischen. Dazu braucht es tiefergehende, geradezu einschneidende Maßnahmen. Paulus nennt in den o.g. Versen drei dieser Mittel, mit denen wir unser eigenes Ego zu einer Absage bewegen können: Die heilsame Gnade Gottes, das besonnene, gerechte und fromme Leben und die Erwartung Seiner Erscheinung.
Angesagt!
Für die gläubigen Gotteskinder ist also dreierlei angesagt, mit denen die eigentliche Krise dieser Welt, die Sündenkrise, überwunden werden kann:
- Die heilsame Gnade Gottes.
Gott hat sich selber in seinem Sohn Jesus Christus am Kreuz für die Sünde der Welt geopfert! Ohne auf sein eigenes Wohlergehen zu achten hat er, der Sündlose, sich von unserer Ichsucht nicht infizieren, sondern identifizieren lassen! Alle Schuld dieser Welt hat er auf sich genommen, wie wenn es seine eigene gewesen wäre – und ist daran gestorben!
Dadurch ist nun Gnade für uns möglich geworden. Wenn wir unter unserem ungöttlichen Wesen und unserer weltlichen Begierde leiden, dann dürfen wir dies Jesus hinhalten, auf dass er uns davon reinigt und wir nicht sterben müssen. Gleichzeitig entfaltet diese Gnade „antiseptische“ Wirkung, sie schützt vor erneuter Ansteckung! - Wir sollen »besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben«.
Wer durch die Gnade völlig unverdient die todbringende Krankheit gemeistert und ein neues Leben geschenkt bekommen hat, der will leben wie es dem Herrn gefällt. „Besonnen“ im Blick auf die wahren Gefahren und die wirklich „Not-wendigen“ Dinge in dieser Welt. „Gerecht“ im Blick auf die Gerechtigkeit, die Gott hersteilen wird. Und „fromm“ im Sinne eines ungeteilten und eindeutigen Lebens mit, für und in dem Herrn Jesus Christus. Durch die Gnade ist das alte „Ich“ tot und neues Leben in Christus am Werden! - Wir warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands Jesus Christus.
,Warten‘ meint hier kein Däumchen drehen. Sondern die ganze Hoffnung zur Überwindung der Weltkrise ist Jesu Wiederkunft! Er wird allem ungöttlichen Wesen und aller menschlichen Begierde ein Ende bereiten! Diesem seligen Zustand fiebern wir entgegen! Bei Ihm werden einmal keine Tränen, kein Tod, kein Leid, kein Geschrei und kein Schmerz mehr sein (Offb 21,4).
Nützen wir die freie Zeit der abgesagten Termine, um uns auf das zu besinnen, was für die Kinder Gottes angesagt ist: Gnade in Christus, neues Leben in Christus und Hoffnung in Christus! Dann werden wir auch diese Krise bestehen.
In herzlicher Verbundenheit,
Euer Jürgen
O Welt, sieh hier dein Leben (EG 84)
1) O Welt, sieh hier dein Leben
am Stamm des Kreuzes schweben,
dein Heil sinkt in den Tod.
Der große Fürst der Ehren
lässt willig sich beschweren
mit Schlägen, Hohn und großem Spott.
2) Wer hat dich so geschlagen,
mein Heil, und dich mit Plagen
so übel zugericht‘?
Du bist ja nicht ein Sünder
wie wir und unsre Kinder,
von Übeltaten weißt du nicht.
3) Ich, ich und meine Sünden,
die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer,
die haben dir erreget das Elend,
das dich schläget,
und deiner schweren Martern Heer.
4) Ich bin’s, ich sollte büßen
an Händen und an Füßen
gebunden in der Höll;
die Geißeln und die Bande
und was du ausgestanden,
das hat verdienet meine Seel.
8) Nun, ich kann nicht viel geben
in diesem armen Leben,
eins aber will ich tun:
es soll dein Tod und Leiden,
bis Leib und Seele scheiden,
mir stets in meinem Herzen ruhn.
12) Ich will ans Kreuz mich schlagen
mit dir und dem absagen,
was meinem Fleisch gelüst‘;
was deine Augen hassen,
das will ich flieh’n und lassen,
so viel mir immer möglich ist.
Text: Paul Gerhard